Was bedeutet systemische Therapie?

Der Denkansatz:

Alle Systeme (Familien, Betriebe...) streben nach einem Gleichgewichtszustand, der sogenannten Homöostase. Betrachten wir, der Einfachheit halber, das „System" einer „Familie". Befindlichkeitsstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten einzelner oder auch mehrerer Familienmitglieder weisen darauf hin, dass diese einen besonderen Beitrag leisten, um ein Gleichgewicht zu erhalten. Sie sorgen für die Balance in der Familie, machen (indirekt) aber auch deutlich, dass das Gleichgewicht nur über diesen „Preis" erhalten werden kann. Wenn das Gleichgewicht schließlich erreicht ist, neigt es dazu, sich weiteren Veränderungen entgegen zu stellen. Notwendige Anpassungen bleiben aus.

Symptomeauf der psychischen oder physischen Ebene leisten also einen wichtigen Beitrag zum Gleichgewicht im System. Zugleich machen sie deutlich, dass neue Schritte notwendig sind, damit sich das System und alle seine Mitglieder weiterentwickeln können.

Die systemische Therapie zielt darauf ab, erstarrte Gleichgewichtszustände zu „verstören".

Diese kreative Verstörung leitet einen Veränderungsprozess ein. Ein neues Gleichgewicht entsteht und eröffnet neue Möglichkeiten für das Verhalten und die Entwicklung der einzelnen Familienmitglieder und damit auch der ganzen Familie.

Therapeutischer Prozess:

1. Was ist gut und soll so bleiben?

Im therapeutischen Prozess werden zuerst die „Ressourcen", also die Stärken der einzelnen im System deutlich gemacht. Es geht dabei um eine sehr genaue Wahrnehmung der Stärken der einzelnen Familienmitglieder. Was ist ihr jeweiliger Beitrag für die Lebendigkeit im System?

2. Wie sind die bestehenden Lösungen entstanden?

Die Lösungen/ Konfliktlösungen werden genau wahrgenommen. Das Verhalten der einzelnen wird, so schwierig es erst einmal nach außen hin wirken mag (z.B. tobendes Kind, sich zurückziehender oder nörgelnder Partner), genau wahrgenommen, und immer als der Versuch einer Lösung wertgeschätzt.

Das positive Interesse und die Aufmerksamkeit gelten den Ideen, Gedanken und Erfahrungen, die zu den gewählten Lösungen im System geführt haben.

Die Vergegenwärtigung der Familiengeschichte kann manchmal den Blick dafür öffnen, wie sich über Generationen hinweg ganz bestimmte Lösungsstrategien gebildet haben, die die Selbstentwicklung fördern und behindern können.

3. Was genau soll sich verändern?

Was sind die Bedürfnisse der einzelnen Familienmitglieder, wie können neue Lösungen entstehen, die diese Bedürfnisse berücksichtigen

4. Wie können neue Lösungen entwickelt werden

Mit Kreativität und Entdeckungsfreude entstehen neue Lösungen. In diesem Prozess stellt sich oft die beglückende Erfahrung von neu erlebter Autonomie („Ich kann mein Leben selbst bestimmen") und neuem Vertrauen in die Möglichkeit von guter Bindung („Ich kann Nähe und Kontakt gestalten und erleben") ein.

 

Neue lebendige Lösungen, neue innere Programme entstehen


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